Ist das der erste Bilderrahmen der Geschichte?

Bilderrahmen zieren seit Jahrhunderten Gemälde und andere bildliche Darstellungen. Bei Kunstauktionen und Ausstellungen in jüngerer Zeit lassen sich alte Bilderrahmen aus vergangenen Jahrhunderten begutachten, bestaunen und sogar erwerben. Die ältesten Bilderrahmen bei Auktionen kommen dabei aus dem 17. oder sogar 16. Jahrhundert. Doch wann wurde eigentlich der erste Bilderrahmen der Geschichte entwickelt?

Kunsthistoriker stellten fest, dass Bilderrahmen erstmals in der Gotik Einzug in private Räume hielten. Die Gotik kam in der Ile de France (um Paris) um 1140 auf, und endete etwa um 1500. Allerdings ist die Gotik nur in der Architektur genau abzugrenzen (etwa im Kirchenbau), während auf den Gebieten der Malerei und der Plastik, wo man Bilderrahmen hinzu zählen kann, Übergänge auch in andere Epochen üblich sind. Unter Einfluss der jeweiligen temporären Strömungen entwickelten sie sich weiter.

In der Gotik wurden erstmals Bilderrahmen gebaut, bei denen es sich um sogenannte Altar und Retabelrahmen handelte, die als Vorbild für die ersten Bilderrahmen dienten. Zunächst wurden Bilderrahmen für Reise- und Hausaltäre entwickelt, und wurden erst nach und nach zu einem eigenen Gestaltungsmerkmal. Für die Rahmen der Gotik ist der sogenannte Wasserschlag kennzeichnend. Dadurch wird eine Art Gesims, also ein architektonisches Merkmal imitiert. Der Betrachter bekommt dadurch den Eindruck, er blickt durch ein Fenster. Während die Profile der gotischen Bilderrahmen nördlich der Alpen eher schlicht und mit geschnitzten Stäben gehalten wurden, haben sich südlich der Alpen ab der Spätgotik bereits die Form der Tabernakelrahmen verbreitet, die mit kunstvollen architektonischen Elementen verziert waren, wie es auch noch in der Renaissance maßgeblich war. Genauso oder so ähnlich wie bei unserem Bild- und Rahmenbeispiel „Gott als Baumeister“ aus der Nationalbibliothek Wien (um 1250) könnte also der erste Bilderrahmen ausgesehen haben, oder vielleicht ist er es sogar?

Bleiben wir lieber skeptisch. Denn Kunsthistoriker sind vielleicht gar nicht die richtige Adresse, wenn man nach dem ersten „Bilderrahmen der Geschichte“ forschen möchte. Oft sind Archäologen die besseren Ratgeber, wenn es darum geht, frühe ästhetische und technische Errungenschaften der Menschheitsgeschichte aufzuspüren. So sorgte erst in diesem Jahr in archäologischen Forscherkreisen die spektakuläre Behauptung für Aufsehen, bereits die Steinzeitmenschen hätten ein eigenes Kino entwickelt, in dem mittels Schattenspielen an der Wand und Geräuscheffekten visuelle Effekte im nicht allzu schnellen Steinzeitmenschenhirn entstanden seien, die einem modernen Kino, naja, recht nahe kämen. Da steinzeitliche Höhlenmalerei einige Jahrtausende älter ist als unser gotischer High-Tech-Bilderrahmen oben, wäre es da doch fast erstaunlich, wenn sich nicht auch irgendwo ein steinzeitlicher Bilderrahmen finden würde…

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