Rahmen-Trends: Woher kommen sie?
Rahmen-Trends im dritten und letzten Teil der Serie „Bilderrahmen-Trends“ widmet sich politischen und wirtschaftlichen Faktoren. Deren Auswirkungen auf Moden und Trends bei Bilderrahmen und Einrahmungen betreffen auch Einflüsse des modernen „Lifestyles“ wie Medien, Tourismus und Wohnen.
Rahmen-Trends: Schnelle Produktwechsel auch bei Bild und Rahmen
Menschen nehmen heute weit mehr Anregungen auf als früher, vor allem durch Medien und durch trendsetzende Markenunternehmen mit hohen Werbebudgets und schnellen Produktwechseln. Möbelhäuser und Kataloge von Einrichtern propagieren öfter neue Wohnwelten, mit nahezu komplett anderen Designs und wechselnden Farben, wodurch die Lust auf Veränderung und Konsum gefördert werden soll. Durch häufigen Jobwechsel steht öfter ein Wohnungswechsel an als früher. Wer schafft sich schon Möbel für viele Jahre an, wenn er sie beim nächsten Jobwechsel wieder mitschleppen muss? Dies betrifft auch die Ausstattung mit Bildern „von der Stange“. Ein berühmtes schwedisches Möbelhaus hat diesen Zeitgeist zum Prinzip erhoben und auf diese Weise ein Vermögen gemacht.
Auch das Digitalzeitalter setzt Trends: selbst anspruchsvolle Bilderrahmenhersteller, die auf sich halten, haben ein breites Angebot an günstigen und hochwertigen Wechselrahmen auf den Markt gebracht, um nicht zuletzt gelungene Schnappschüsse zu rahmen. Professionelle und gut sortierte Rahmenhandlungen haben ein breites Angebot an Fotowechselrahmen in ihrem Angebot (Abb. oben: topmoderne, hochwertige Wechselrahmen der Spagl GmbH). Der Vollständigkeit halber seien hier auch die digitalen Bilderrahmen erwähnt, die sehr beliebt geworden sind – aber, trotz des Namens, natürlich kein originäres Produkt der Bilderrahmenbranche sind.
Aus der globalen Reisetätigkeit mit Billigangeboten nach Mallorca, in die Karibik und nach Asien nehmen Touristen Urlaubseindrücke mit nach Hause, gerne festgehalten auf günstigen Ölbildern regionaler Künstler. Karibische Motive, oft bunt und in Mischfarben wie türkis und violett etc. gehalten, verlangen natürlich auch nach einem farbigen, aber schlichten Rahmen (Abb. links: Serie „Bamboo“, von Rahmen-Shop.de entwickelt, exklusiv in unserem Rothenburger Ladengeschäft erhältlich). Ein in Modekatalogen gepreister „Neokolonialstil“ kommt auch über die Tourismusbranche in die Möbelindustrie und beeinflusst Gemälde- sowie Posterdesign (afrikanische Tierwelt etc.) und das Design von Bilderrahmen (schlichtes Profil, nativ, erdige, dunkle Farben, siehe auch die vor einigen Monaten beschriebenen, aktuellen Hama-Bilderrahmen in diesem Blog). Übrigens sind amerikanische Geschmäcker bei Bilderrahmen und Einrahmungen oft konservativer und muten klassisch-europäischer an, als die europäischen selbst. Vielleicht liegt dies nicht zuletzt daran, dass US-Amerikaner gerne an ihre exotischen Reiseziele in Europa erinnert werden mögen…
Rahmen-Trends: Äußere Einflussfaktoren
Politische und Wirtschaftskrisen können auch bei Bilderrahmen-Geschmäckern und Einrahmungen ihre Spuren hinterlassen. Ein historisch bekanntes Beispiel für politische Einflüsse um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist der „von oben“ verordnete Rückzug des mehr oder weniger revolutionär gesinnten Bürgertums ins Private und “Heimelige”, als Biedermeier-Zeit bis heute bekannt. Auch die aus dieser Zeit stammenden Bilderrahmen haben es zu einiger, auch symbolhafter, Berühmtheit geschafft: zum einen die eher kleinbürgerlich wirkenden, schlichten Rahmen, von England beeinflusst und das aufkommende Industriezeitalter kennzeichnend, sowie zum anderen die an die Barockzeit und an die „gute alte Zeit“ des Ancien Regime erinnernden, reich verzierten Bilderrahmen und Barockrahmen, von Frankreich beeinflusst (Abb. rechts unten: klassischer Barockrahmen der Biedermann GmbH aus Rothenburg aus handwerklicher Herstellung).
Der erfahrene Einrahmer wird sich auf solche Trends einstellen und ein entsprechendes Angebot an Postern, Kunstdrucken, Passepartouts und Trend-Bilderrahmen anbieten. Aber auch Bilderleistenhersteller und Rahmenmacher, die auf bewährte Modelle setzen, wissen, dass klassische Bilderrahmen weiterhin ihre Anhänger finden. Und dies vielleicht gerade deshalb, weil diese Bilderrahmen Beständigkeit, Zeitlosigkeit und damit einen dauerhaften Wert in Zeiten kurzfristiger und vielfältiger Modeströmungen ausstrahlen, zumal in wirtschaftlichen oder politisch unsicheren Zeiten, wie die Epoche um 1850 lehrt.