Es ist alles Gold, was glänzt

Um die hohe Kunst des Vergoldens geht es auf der Sonderschau „Goldene Zeiten“ während der art fair europe, Fachmesse für Bild, Rahmen und Einrahmung, vom 8. bis 10. Oktober in Nürnberg. Der renommierte Vergoldermeister Dietmar Feldmann aus dem niederbayerischen Abensberg, der unter anderem eine Gitarre der Hard-Rock-Band Scorpions oder die Kuppeln des von Friedensreich Hundertwasser erbauten Kuchlbauer-Turms im Landkreis Kelheim vergoldete, zeigt an allen drei Messetagen sein Können. Feldmann überzieht Bilderrahmen und andere Gegenstände aus Holz, Gips, Stein, Papier, Kunststoff, Glas und Metall mit Blattgold, das aus der nahe dem Nürnberger Messezentrum gelegenen Goldschlägerstadt Schwabach stammt. Dabei stellt er traditionelle (z. B. Poliment-
oder Öl-Vergoldung) als auch moderne Verarbeitungstechniken
(z. B. Kölner Instacoll, Permacoll) vor.

Während der art fair europe verrät der sympathische Kunsthandwerker den Messebesuchern, die ja größtenteils Galeristen und Kunsthändler sind, auch den ein oder anderen Tipp oder Trick wie sie die alte Handwerkskunst leichter umsetzen können. „Schließlich bekommen Galeristen ja häufig Anfragen, alte, vergoldete Rahmen zu restaurieren. Da tauchen natürlich Fragen auf wie: Welche modernen Vergolderprodukte bietet der Markt, mit denen man sicher und einfach restaurieren kann? Oder welche außergewöhnlichen Goldfarben gibt es und welche oxidieren nicht?“, so Feldmann, der über 20 Jahre Berufserfahrung hat und nicht nur Vergolder-, sondern auch gelernter Kirchenmaler- und Fassmalermeister ist. Seit 1996 unterrichtet er zudem als Dozent für Vergoldung, historische Maltechnik und Kunstgeschichte an der Meisterschule für Maler in Regensburg.

Berühren erlaubt
Berühren ausdrücklich erlaubt!“ wird auf Schildern stehen, die die Sonderschau säumen. Neue, übrigens giftfreie, Klebemittel machen es möglich, auf lange Trockenzeiten zu verzichten. So können die vergoldeten Objekte sofort nach dem Auftragen des Blattgoldes bedenkenlos von Messebesuchern angefasst werden. Neben diesen und weiteren Klebemitteln und Lacken werden auch Werkzeuge von feinsten Spezialpinseln in allen Größen über Achat-Poliersteine bis zu Vergolderkissen und -messer auf der Sonderschau gezeigt. Die Sonderschau „Goldene Zeiten“ findet in Kooperation mit der traditionsreichen Noris Blattgold GmbH aus Schwabach statt. Das 1876 gegründete Unternehmen ist der größte Blattgold-Hersteller in Deutschland und einer der größten in Europa. Aus den Noris-Werkstätten stammt zum Beispiel auch das Blattgold für den Goldenen Reiter in Dresden, die Viktoria der Siegessäule in Berlin und die Fackel der Freiheitsstatue in
Paris.

Goldschlägerstadt Schwabach bei Nürnberg
Gold fasziniert Menschen heute genauso wie früher. Die Geschichte des Blattgoldes lässt sich bis ins alte Indien vor etwa 5.000 Jahren zurückverfolgen“, weiß Armin Haferung, Geschäftsführer bei Noris Blattgold. Von Indien aus gelangte die Kunst über die Kulturvölker Südostasiens in die westliche Welt. In Deutschland wurde es zunächst in Klöstern geschlagen. Ende des 14. Jahrhunderts übernahmen weltliche Handwerker die Herstellung. Mit der Zeit konzentrierte sich die Blattgoldherstellung auf die Städte Nürnberg, Fürth und Schwabach. Der wichtigste Grund dafür war das trockene Klima, bedingt durch den Sandboden in dieser Region. Der erste Goldschläger in Schwabach lässt sich im Jahr 1463 nachweisen. Seine Blüte erreichte das Goldschläger-Handwerk in der mittelfränkischen Kleinstadt Anfang des 20. Jahrhunderts mit rund 130 Betrieben und etwa 1.200 Beschäftigten. Heute sind nur noch drei (dafür aber größere) Betriebe übrig. Die Qualität des hier gefertigten Blattgoldes ist nach wie vor sehr hoch, so dass es weltweit exportiert wird.

Herstellung von Blattgold ist eine alte Handwerkskunst
Am grundsätzlichen Prinzip der Herstellung von Blattgold hat sich nichts geändert. Im Unterschied zu früher wird heute natürlich mit modernen Maschinen gearbeitet. Ein Gramm Gold ergibt bei der üblichen Dicke von 100 Nanometern eine Fläche von zirka einem halben Quadratmeter. Das Gold wird zusammen mit Zusatzstoffen (Platin, Silber, Kupfer) geschmolzen und in Zaine (Barren) gegossen. Die Zusatzstoffe sind für die gewünschte Farbe des Blattgoldes verantwortlich. Die Zaine werden anschließend zu einem Goldband von Zeitungspapier-Stärke ausgewalzt und in Quadrate (Quartiere) geschnitten. 400 bis 500 dieser Quartiere werden in einer Quetsche übereinander gelegt und in mehreren Arbeitsgängen immer wieder geschlagen und beschnitten, bis die Quartiere etwa acht mal acht Zentimeter groß und einen zehntausendstel Millimeter stark sind.

Über die art fair europe
Vom 8. bis 10. Oktober 2011 findet die art fair europe zum zweiten Mal im Messezentrum Nürnberg statt. Die Fachmesse für Bild, Rahmen und Einrahmung ist der jährliche Treffpunkt für Galerien, Kunsthändler, Künstler und Einkäufer von Künstlerbedarf. Rund 100 Aussteller, darunter etwa ein Drittel international, werden erwartet. Neben Bildern, Grafiken und Skulpturen zeigen sie Bilderrahmen, Leisten, Passepartouts, Bilderglas, Maschinen für die Einrahmung sowie sonstiges Zubehör.

Weitere Informationen zur art fair europe 2011 unter:
www.artfair-europe.de

Kommentieren ist momentan nicht möglich.