„Halt und Zierde: Das Bild und sein Rahmen“ im Liechtenstein Museum
Die Zeiten, in denen Museen für ihre Meisterwerke den Bilderrahmen keine besondere Bedeutung beimaßen, sind lange vorbei. Während in den 1950er und 1960er Jahren bedeutende Galerien (und in deren Gefolge viele kleinere Museen) auf Bilderrahmen verzichteten und Bilder nur auf Keilrahmen präsentierten, so kann heute, wie im Liechtenstein Museum in Wien, die Bedeutung des Bilderrahmens in Museen für die Werke gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Museen nehmen heute viel Geld in die Hand, um Bilderrahmen aus der Originalzeit der Werke zu beschaffen oder zu restaurieren. Eine Sonderausstellung widmet sich nun der Bedeutung des Bilderrahmens.
Im Liechtenstein Museum in der Fürstengasse in Wien befindet sich bis zum 12. Januar 2010 eine Sonderausstellung, die sich ganz dem Bilderrahmen, seiner Geschichte und seiner Typologie seit dem späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert widmet. Auch die verschiedenen Bearbeitungstechniken von der Holzarbeit über Fassung, Vergoldung und Patinierung werden beleuchtet. 100 Bilderrahmen aus Museumsbeständen der fürstlichen Sammlungen werden durch Leihgaben aus England, Frankreich und Deutschland ergänzt. Ein interessantes Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops für Erwachsene und Kinder runden die Ausstellung ab. Themen sind z.B. der Einfluss der französischen Bilderrahmen auf den Möbelbau, oder „Aus alt mach neu“ – mitgebrachte Rahmen vergolden und verzieren.
Den Besucher erwarten „spektakuläre“ Einzelstücke, wie etwa einen barocken Spiegelrahmen römischen Ursprungs in gewaltigen Ausmaßen und viele weitere besondere Einrahmungen die im Auftrag von Fürsten geschaffen wurden. So schuf 1705 Giovanni Guiliani, seinerzeit ein bedeutender Stukkateur und Bildhauer, im Auftrag des Fürsten von Liechtenstein die Rahmen für den Decius-Mus-Zyklus des Peter Paul Rubens mit mächtigen, aufwändig geschnitzten und massiv vergoldeten Bekrönungen.
Die spannende und wechselvolle Geschichte der Bilderrahmen lässt sich bis zur Antike zurückverfolgen. Bereits bei römischen Wandbildern gab es Rahmungen, die Ausblicke in Fantasielandschaften umfassten, und am Beginn der abendländischen Tafelmalerei wurden Bilderrahmen häufig in das Bild integriert. In der Renaissance erlebte der Bilderrahmen eine erste Blütezeit, indem er wesentlich zur Individualisierung des Bildes beitrug, dass nun dem Betrachter immer mehr als eigenständiges Kunstwerk entgegentrat.
In der Barockzeit wurden am Fürstenhof gerne ganze Wände mit Bildern geradezu tapeziert, nach Größe und Symmetrien geordnet. Die Bilder wurden oft nur durch schmale Goldleisten getrennt, wodurch die Eigenständigkeit der Bilder in jener Zeit wieder an Bedeutung verloren hat (siehe Abb.: Peter Paul Rubens „Venus und Adonis“ aus dem Museum Kunstpalast Düsseldorf von 1615, eingefasst in einer schmalen Goldleiste). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Eigenständigkeit des Bildes wieder bedeutender, was sich auch entsprechend in den Rahmungen ausdrückt. Bilderrahmen wurden in Anlehnung an historische Entwürfe gefertigt, an die man sich wieder erinnerte.
Nach dem Krieg wurden dann, ausgehend von der Neuordnung berühmter Galerien wie die Uffizien in Florenz oder Castelvecchio in Verona durch Carlo Scarpa, „der alle Rahmen verdammte“, Bilder, Altäre und Leinwandbilder ohne Bilderrahmen und nur auf Keilrahmen gezeigt. Aus dem englischen Sprachraum setzte später eine Rückbesinnung auf die klassische Bedeutung des Bilderrahmens ein, der sich auch das Liechtenstein Museum angeschlossen hat: „Rahmung und Präsentation unterstützen das Bild in seiner Wirkung und Intention und erleichtern so seine Rezeption“.
Eine Feststellung, der sich der Rahmen-Shopper´s gerne anschließt.