Die chinesische Kunst der Bildmontage (III)

Im letztenTeil der Serie im Rahmen-Shopper´s geht es um Aufbewahrung und um die „Remontage“ chinesischer Kunstwerke, um sie dauerhaft erhalten zu können. 2008 hat sich eine Ausstellung im National Palace Museum in Taipei, Taiwan, der bedeutendsten Sammlung chinesischer Kunst, der konservierenden Einrahmung chinesischer Kunst gewidmet. Wäre die Kunstsammlung während der Kulturrevolution in China an ihrem ursprünglichen Standort in Peking gewesen, wäre sie von den Kommunisten nahezu komplett vernichtet worden.

Kunstwerke wie Gemälde oder Zeichnungen, egal ob chinesischer oder europäischer Provenienz, sind generell empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen. Die Konservierung ist stets komplex, da sie den Schutz vor zuviel Lichteinfall, Luftverschmutzung, Staub, Insektendreck, zu hohe Luftfeuchtigkeit oder Trockenheit und Temperaturschwankungen umfassen. Präventivmaßnahmen, insbesondere in Museen, müssen auch Maßnahmen gegenüber Drängelei, „Attentate“, Feuer, Wasser, Diebstahl und in China auch Erdbeben beinhalten. Das National Palace Museum in Taipei, Taiwan, ist erdbebensicher, Temperatur- und Feuchtigkeit kontrolliert, sowie angeblich „insektenfrei“. Kunstraub vom chinesischen Festland ist derzeit nicht zu erwarten, allerdings wurde 2008 auch diskutiert, ob eine Leihgabe nach Peking nicht gewisser Risiken unterliege, jenseits herkömmlicher Risiken des Kunsttransports.

Verpackung chinesischer Kunstwerke

Um schädlichen Umwelteinflüssen vorzubeugen, hat bereits das alte China verschiedene Techniken der „Verpackung“ entwickelt, die oft selbstständige Kunstwerke sind. So sind die Rollen in spezielle Holzkästen verräumt, etwa aus Holz vom Blauglockenbaum. Manche Gemälde und Kalligraphien aus der Qing-Dynastie (1644-1911) sind eingewickelt in Brokatverpackungen oder dekorierten Taschen. Zum Teil mehr als 300 Jahre alt, haben solcherlei Verpackungen oft selbst Schaden genommen, sodass sie nicht mehr ihrem Zweck dienen und ihrerseits restauriert werden mussten (und vom National Palace Museum erstmals ausgestellt wurden). Verpackungen der Gemälde und Kalligraphien sind zum Teil aus brokatbesetzen Seidentextilien und sind mitunter themenverwandt bearbeitet, passend zu den eigentlichen Kunstwerken. Solche Textiltaschen kommen überwiegend aus der besagten Qing-Dynastie . Aus der Tang-Ära (618-907) einige Jahrhunderte früher kommen aufwändig gearbeitete Holzkästen, etwa aus Sandelholz, die mit Drachen beschnitzt sind. Auch rotlackierte Kästen, mit Schnitzereien verziert, sind eine beliebte Verpackung für Kunst. Die Produktion solcher Holzkästen oder Lackkästen wurde in der Qing-Dynastie vom Kaiserlichen Büro für Herstellung, Verpackung für Gemälde und Kalligraphie, wodurch die Aufmerksamkeit belegt wird, die auch dieser Handwerkskunst entgegengebracht wird. Auch die Verpackung ist somit ein Teil des Gesamtkunstwerks. Wer einmal China oder Taiwan besucht hat, dem wird aufgefallen sein, dass eine geschmackvolle und aufwändige Verpackung für Geschenke und Kunstgegenstände, auch heute einen viel höheren Stellenwert einnimmt als in Europa.

Remontage antiker Gemälde

Die Re-Montage chinesischer Kunst und Gemälde ist ungleich schwieriger als bei westlichen Gemälden, wo ja letztlich nur der Gemälderahmen ausgetauscht wird oder das Gemälde frisch auf einen neuen Keilrahmen aufgespannt wird, bei Beachtung einiger grundsätzlicher Materialeigenschaften. Restauration und Einrahmung ist bei chinesischer Kunst hingegen ein zusammenhängender Prozess. Deshalb wird die Remontage (oder Neurahmung) auch nur angewandt, wenn es wirklich notwendig ist, um dauerhafte Schäden abzuwenden. Das Kunstblatt muss sorgfältig vom Passepartout getrennt und gereinigt, sowie von der Rückwand getrennt werden. Wenn die neue Rückwand und das Passepartout wieder zugefügt wurden, sowie Flickarbeiten, feine Malarbeiten oder Retuschierungen ausgeführt wurden, gilt das Bild als „restauriert“. Wenn immer möglich, sollten solche Remontagen vermieden werden. Selbst wenn Bilder bereits Schäden genommen haben, kann eine Remontage dazu führen, dass winzige Details im Gemälde, wie Insekten oder Blumen, verändert werden. Schon im alten Kaiserreich hat man sich darüber Gedanken gemacht, und es immer vorgezogen, solange es geht, Kunstwerke nicht anzurühren für eine Remontage. Selbst bei groben Schäden müsse sich erst der richtige Meister finden, bevor man einen Stümper ranlässt, der das Gemälde „mordet“, wie es in einer zeitgenoessischen Schrift heisst. Auch im Palastmuseum in Taipei hat sich an dieser Tradition bis heute nichts geändert. Generell sind mehr als zehn Schritte notwendig, um ein Gemälde oder eine Kalligraphie neu zu montieren (Inspektion und Dokumentation der Schäden, das Trennen, Brüche dichtmachen und stärken, Reinigung, temporäre Stärkung der Vorderseite, Abnahme des Rückpapiers, notwendige Flickstücke einfügen, das Kunstwerk stärken, Malarbeiten, Rearrangement der Mounting-Materialien, Hinzufügung der neuen Rückwand, mit Wax ebnen, bei Hängerollen den Stock hinzufügen, sowie schließlich die Kordel und den Clip anbringen.

Manche der Techniken die heute Anwendung finden sind auch aus den USA, Japan oder Europa beeinflusst. Keinesfalls soll bei der Konservierung oder Restaurierung der Ursprungszustand wieder hergestellt werden, da hier Eingriffe notwendig wären, die erhaltene Originalsegmente beeinträchtigen würden. Das „Nachmalen“ („Inpainting“) z.B. beschränkt sich lediglich darauf, freie Stellen wieder zuzumalen, nicht zuletzt, um das Kunstwerk zu stärken. Das Palastmuseum weist schließlich darauf hin, dass der Zweck der Ausstellung auch ist, Experten aus dem In- und Ausland anzuziehen, um die Techniken weiter zu verbessern.

Ebenso wie im Westen, wo immer höherwertigere Passepartouts und High-Tech-Bilderglas entwickelt wurden und werden, um empfindliche Kunst dauerhaft zu schützen, ist auch die Entwicklung der konservatorischen Einrahmung in China und Taiwan auch eine dauerhafte Entwicklung, trotz jahrtausendelanger Erfahrung.

Einrahmung chinesischer Kunst heutzutage

Auch heute werden moderne chinesische Kunstwerke nach traditionellen Methoden montiert und eingerahmt. Allerdings hat sich in Taiwan und China auch der Einfluss westlicher Einrahmungsmethoden durchgesetzt. Nicht zuletzt ist eine wettbewerbsfähige taiwanesische und chinesische Bilderleisten- und Rahmenindustrie entstanden, die westliche Modeeinflüsse und klassische Elemente aufnimmt, auch zum Leidwesen europäischer Hersteller. Da die Industrie ihre Produkte auch im Heimatmarkt absetzt, und mit zumehmendem Wohlstand auch westliche Einrichtgungsstile beliebter werden, sind westliche Einrahmungsmethoden „in“. Zwar sind die Bilderleisten schlichter und profaner, dennoch ist, insbesondere im Bereich „Objektrahmung“ ein sehr hohes Niveau erreicht worden, dass z.T. klassische chinesische Stile (z.B. koloriertes Seidenpassepartout) mit westlicher Einrahmungsart verbindet.

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