Fotokunst am besten „pur“ im Glasbildhalter rahmen?
Immer wieder stößt man bei professionellen und Hobby-Fotografen sowie in Internetforen auf die Meinung, es sei für die Wirkung von Fotografien mit künstlerischem Anspruch am besten, diese in einen „Bilderrahmen ohne Rahmen“ (besser: Glasbildhalter oder rahmenloser Bildhalter) zu rahmen, um die Wirkung der Fotografie „pur“ zur Geltung kommen zu lassen. Ein „richtiger Rahmen“ würde nur von der eigentlichen Botschaft ablenken. Was ist dran an dieser These?
Viele Fotografen meinen, Fotos gerahmt in einem Bilderrahmen würden zu stark von dem Fotomotiv und seiner Wirkung oder „Message“ ablenken, es letztlich sogar verfälschen. Deshalb sei ein Glasbildhalter die ideale Form der Einrahmung eines Fotos. Der Einrahmer und die Bilderrahmen-Banche zollen dieser Ansicht natürlich seit vielen Jahren ihren Tribut, und es gibt eine große Auswahl an sehr günstigen Glasbildhaltern für den Amateurfotografen als auch für den professionellen Fotografen, der seine Fotokunst in hochwertigen Glasbildhaltern mit technologisch forstschrittlichem, entspiegeltem und konservierendem Spezial-Bilderglas einfassen möchte, um sie z.B. bei einer Ausstellung zu präsentieren. Gerahmt unter Glas, das mit einer Rückwand durch Clips verbunden ist, liegt die Fotografie oder das Fotoposter plan und komme unverfälscht zur Geltung. Diese schlichte Argumentation verdient dann doch eine gewisse Differenzierung.
Denn die Rahmung einer Fotografie in einem Glasbilderhalter oder „Bilderrahmen ohne Rand“ oder in einen echten Bilderrahmen zu rahmen ist zunächst einmal keine Frage, die mit richtig oder falsch beantwortet werden kann. Allenfalls die „absolutistische“ Aussage, Fotos gehören grundsätzlich in einen Glasbilderhalter gerahmt, wie es manche Fotografen befürworten, kann zumindest ernsthaft bestritten oder gar als Unsinn bezeichnet werden. Denn Bilderrahmen haben eben gerade nicht die Absicht, vom Motiv abzulenken. Es besteht auch kaum eine sinnige Argumentation, warum Fotografien z.B grundsätzlich anders behandelt oder betrachtet werden sollten, als andere Bilder, die wie selbstverständlich in einen Rahmen gerahmt werden. Hier wird ein Argument verdreht, dass im Grunde genommen sogar zur Erfindung des Bilderrahmens beigetragen hat. Im Gegenteil nämlich soll der Blick auf das Motiv zentriert werden. Der Rahmen dient sowohl dazu, Harmonie mit der Umgebung herzustellen, als auch, wenn nötig, von ihr abzugrenzen, um eben gerade ein Heraushebung des Motivs zu ermöglichen. Diese Frage ist auch gar nicht so neu: Schon im Barockzeitalter wurden Bilder nicht grundsätzlich in stark profilierte Bilderrahmen mit aufwendigen Dekorationen vergoldet gerahmt, wie heute oft gemeint, sondern es gab auch damals schon die Idee, Bilder in ganz schmale Goldleisten einzufassen, in sogenannte Galerierahmen. Bilder ganz ohne Rahmen zu belassen kam erst nach dem Krieg in einigen Topmuseen in Europa auf. Diese „Nichtgestaltung“ wurde jedoch bald wieder fallengelassen.
Dass Fotografien, und gerade solche mit einem künstlerischen Anspruch, anders gerahmt werden sollten als z.B. Ölbilder, ist unbestritten und liegt auch aus praktischen Gründen auf der Hand. Und tatsächlich gibt es Bilderrahmen „mit Rand“ (wie manche Verfechter des Glasbilderhalters umständlich ausdrücken), die Fotografien besser zur Geltung kommen lassen, als die schlichte Rahmung unter Glas. Naturholzrahmen, schwarz oder weiß lackierte Rahmen oder neutrale, mehr oder weniger farblose Aluminiumrahmen mit schmaler Leiste drängen sich grundsätzlich keiner Fotografie auf oder verfälschen diese, vielleicht mit einer Einschränkung: handelt es sich um ein Motiv mit einer drastischen, verstörenden politischen Aussage, so könnte auch ein schlichter „Rahmenschmuck“ durchaus als unangemessen empfunden werden.
Ein Bilderrahmenhersteller, der sowohl auf hochwertige Glasbilderhalter als auch auf diese zuvorgenannte Art der Bilderrahmen spezialisiert ist, ist das Unternehmen Roggenkamp aus Gütersloh. Bereits seit Ende der 1960er ist Roggenkamp mit seinen schlicht wirkenden, aber hochwertigen Bilderrahmen mit ausgefeilter Technik, im Markt erfolgreich vertreten, und natürlich auch seit Jahren im Bilderrahmen-Shop. Aber andere Hersteller wie Nielsen, Spagl, Halbe oder Mira bieten ebenfalls Bilderrahmen für Kunstfotografien an, die sich einem Motiv keinesfalls aufdrängen, sondern es in seiner Wirkung unterstützen.