Bilderrahmen mit Reisepass!

Ja genau! Bilderrahmen brauchen ab sofort einen gültigen Reiseausweis, zumindest, wenn diese in die EU eingeführt werden. Das Holz für Tische, Bahnschwellen, Bilderrahmen muss künftig nachweislich aus legalem Anbau erwirtschaftet worden sein. Das Inverkehrbringen von Holz aus illegalem Einschlag in die EU ist verboten, wie es in der Richtlinie heißt. Angesichts des zunehmenden Raubbaus an Schwellenländern in vielen südostasiatischen Ländern ein wichtiger Beitrag, nachhaltige Forstwirtschaft zu unterstützen. Aber nicht alle Umweltschutzgruppen sind über die neue Regelung froh, weil sie zu verwässert sei, wie die Taz berichtete.

Zertifizierung aus nachhaltiger Forstwirtschaft

Der europäische Bedarf nach Holz aus den südostasiatischen Ländern dürfte gar nicht das Hauptproblem der immer kleiner werdenden Regenwaldbestände sein. Über Jahrzehnte haben die Möbelindustrie und auch Bilderrahmenhersteller, insbesondere aus Italien, Holz aus Asien verwendet, wie zum Beispiel Ramin. Das Holz ist hart und stabil, ideal für Möbel und Rahmen, und wächst schnell nach. Holzbewirtschafter, die an einem langfristigen Geschäft interessiert sind, arbeiten nachhaltig. Forest Stewardship Council ist eine anerkannte Organisation, die Siegel für nachhaltige Fortsbewirtschaftung vergibt. Nachhaltigkeit – ein Begriff der heute in alle Munde ist, kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und meint, nur soviel Holz zu schlagen, wie wieder in der gleichen Zeit nachwächst. Zahlreiche europäische Bilderrahmenhersteller beziehen ihre Hölzer aus nachhaltigem Anbau und tragen das Siegel. Dennoch machen recht wenige damit Werbung. Aufgrund der Problematik und oft ahnungslosem Aktionismus sind die meisten Hersteller ohnehin auf heimische Hölzer umgestiegen.

Zunehmender Bedarf aus China

Große Waldbestände werden in Ländern wie Malaysia und Indonesien traditionell von Tycoons mit chinesischem Familienhintergrund beherrscht. Seit die Vereinigung Südostasiatischer Staaten (ASEAN) einen Freihandelvertrag mit China abgeschlossen hat (seit 2010 in kraft), ist der Handel dieser Länder mit China sprunghaft angestiegen, auch bei Holzprodukten. Es ist bekannt, dass große Teile der Holzwirtschaft in diesen Ländern von einer handvoll Unternehmen kontrolliert wird. Korruption ist weitverbreitet, und Regierungen vergeben Lizenzen nach undurchsichtigen Kriterien. Neben dem wachsenden Bedarf aus China (China selbst hat kaum Holz zur Bewirtschaftung), wird Holz heute aber vor allem für die Energiegewinnung geopfert. Riesige Waldbestände gehen heute nicht wegen der Holzwirtschaft für immer verloren, sondern weil Ethanol aus Palmölplantagen gewonnen wird. Auch für Möbel und Bilderrahmen gibt es dann kein Holz mehr. Neben der neuen Regulierung hat die EU deshalb auch ein gesondertes Abkommen mit Indonesien vereinbart, um nur noch Holz in die EU einzuführen, das nachhaltigen Kriterien entspricht, mit genauem Herkunftsnachweis, inkraft seit Herbst 2o12.

Besserer Schutz der Regenwälder zu erwarten

Umweltorganisationen kritisieren laut Taz-Bericht vor allem den Tatbestand, das Importeure in Europa nicht richtig bestraft werden, wenn sie kein Siegel vorlegen. Angesichts der tatsächlichen Problematik ist das allerdings eine reichlich naive Ansicht. Schon 2004 wies die Frankfurter Allgmeine Zeitung auf die völlige Überforderung der dortigen Behörden gegen die Holzmafia in Malaysia und Indonesien hin. Dennoch finden wir es gut, das dem Umweltschutz und insbesondere dem Schutz der Regenwälder größere Bedeutung beigemessen wird, die immerhin angeblich 20% des weltweiten Kohlendioxidaustoßes absorbieren. Mit der neuen EU-Regulierung müssen auch Importeure, die ihr Holz aus China beziehen, nachweisen, dass sie ihr Holz legal aus Südostasien erworben haben – ein guter Ansatz .

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