Bilderrahmen-Symbolik im Theater

Für Theater-Bühnenbilder werden oft Bilderrahmen verwendet, die wohl zumeist aus dem Magazin hervorgekramt werden. Deren Einsatz ist nichts Ungewöhnliches, wenn sie nur die Funktion haben, neben Lampen, Möbelstücken oder Vorhängen einen Raum anzudeuten, indem sich die Schauspieler bewegen. Doch manchmal haben Bilderrahmen in Theateraufführungen auch eine symbolische, fast mysthische Funktion und fungieren als wichtige Metaphern.

So wurde ein überdimensionierter Bilderrahmen beim „Hofball der Wettinerinnen“ bei den Schlossfestspielen im sächsischen Freiberg eingesetzt, aus dem die neun Darstellerinnen stiegen, welche die Ehefrauen ehemaliger sächsischer Herrscher verkörperten, um ihre Geschichte und die ihrer Zeit zu erzählen. Neben Musik und Tanz zu den Klängen der Mittelsächsischen Philarmonie war es auch das Bühnenbild und eben der große Bilderrahmen, der das Publikum in seinen Bann zog (Foto: Eckardt Mildner). Als die Fürstinnen ihre Geschichte erzählt haben, sind sie wieder zurück in den Bilderrahmen gestiegen und sozusagen in die Ahnengalerie zurückgekehrt.

„Ein magisches Spiel mit Rahmen und Bildern“ des bekannten internationalen Straßentheaters Antagon zog beim Siegener Sommerfestival mit seinen „Frame Games“ die Zuschauer in seinen Bann (Foto: Hg. Siemon). Innerhalb, zwischen und über die Bilderrahmen hinweg präsentierte sich das Straßentheater mit Ausdruckstanz, Feuer, Stelzenlauf, Akrobatik, Musik und entfaltete damit eine „andere, verrückte und magische Wirklichkeit“, wie es auf dem Onlineportal „Der Westen“ heißt. Die ineinander verschachtelten Bilderrahmen wurden hier als ein Spiel mit Grenzen inszeniert: mit den eigenen, denen der Gesellschaft und mit den greifbaren Grenzen auf der Bühne. Das Spiel mit den Rahmen auf der Bühne beleuchtete somit jene menschlichen Stimmungen, die inner- und außerhalb des gesellschaftlichen Rahmens liegen. Allerlei provokante Szenerien spielten sich innerhalb der Rahmen ab, um die Frage aufzuwerfen, wie weit man sich aus dem Rahmen lehnen darf. Bilderrahmen, die ein Bild normalerweise eingrenzen, wurden hier also zum Symbol für Grenzgänge in und außerhalb der Gesellschaft.

Bilderrahmen auf Theaterbühnen eröffnen Spielräume und Interpretationsvielfalt. Sie ermöglichen vielfältige Assoziationen zwischen Traum und Wirklichkeit, als Einstieg in eine andere Welt, z.B eine Traumwelt. Oder Assoziationen zwischen Geschichte und Gegenwart, sowie jenen Dingen, die außerhalb oder innerhalb der Gesellschaft vermutet werden. Bilderrahmen können Bühnenbilder dominieren, wenn sie Haltungen symbolisieren, die Darsteller auf den Bühnen verkörpern, wenn es darum geht, ein Bild festzuhalten, das sie selbst von sich oder andere von ihnen gemacht haben.

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